Von Christoph Motog
Lippstadt - Mit einem grünen Flitzer ging das City-Hotel 1982 an den Start. In der mit Mahagoni vertäfelten „Formel-2-Stube“ hing über der Bar ein Rennwagen, der zuvor von namhaften Piloten wie Harald Ertl und Manfred Winkelhock gesteuert worden war. Das von Ulrich Strakerjahn geführte 36-Betten-Haus galt fortan als erstes Hotel am Platz, stand für „gediegene Gemütlichkeit“, lockte mit Sauna, Solarium und „einem amerikanischen Konferenz-Bus“. 1985 übernahm Heinz Holländer, der bald anbauen ließ, um mehr Betten parat zu haben. Dritter Hotelier war ab 1995 Bernd Paulick, bis er 2014 an seinen Sohn Stefan Paulick und dessen Mann Bernhard Paulick übergab. Auch deren Ära verlief erfolgreich, bis Ende August 2023 die Corona-Folgen, gestiegene Energiekosten, drückende Kreditzinsen und ein verregneter Sommer zur Insolvenz führten.
Weltstar in Not
2006 veröffentlichte der Blicker ein Interview mit Petra Budde, die bis Mitte der 80er-Jahre Servicekraft im City-Hotel war. Unter den im Lauf der Zeit von ihr bedienten Prominenten war auch die damals berühmteste Drag Queen der Welt: Divine. Der als Schauspieler bekannt gewordene US-Künstler war seinerzeit auch als Sänger („I‘m so beautiful“) unterwegs. 1984 gastierte er im Lippstädter KU. Morgens nach dem Auftritt klingelte es an der Hotel-Rezeption – ein Hilferuf: „Ihr müsst sofort auf Divines Zimmer kommen! Sein Bett ist zusammengekracht!“ Er soll zu jener Zeit 150 Kilo gewogen haben. „Divine lag wie eine Schildkröte auf den Trümmern, alle viere von sich gestreckt. Dann haben wir zu dritt versucht, ihn hochzuhieven. Für uns Frauen war das enorm schwierig, aber wir schafften es. Und er war unverletzt.“
Kein gutes Bett
Alles gut? Nein. „Uns war das total peinlich. Ein gutes Hotelbett sollte doch jedes Gewicht aushalten.“ Divine blieb jedoch gelassen: „Er hat überhaupt nicht geschimpft und empfand den Vorfall irgendwie auch als lustig.“