Von Christoph Motog
Lippstadt - Eines Tages mit seinem Idol auf der Bühne musizieren: ein schöner Traum, bedauerlicherweise aber einer aus der Kategorie der unrealistischen, oder? Der Traum des Wahl-Lippstädters Oliver Frank begann in den frühen 90ern. Ein Freund machte ihn auf eine neuseeländische Band aufmerksam, die dank ihres folkigen Pop-Rocks als die „neuseeländischen Beatles“ gefeiert wurde: Crowded House. Oliver Frank, der selbst sang und Gitarre spielte, war begeistert. Lieder wie das auf MTV rauf und runter gespielte „Weather With You“ gingen ihm nicht aus dem Ohr. Ein paar Jahre später gab es Crowded House nicht mehr, doch ihr Frontmann Neil Finn machte solo weiter. 2001 kündigte er drei Konzerte in Großbritannien an. Der Name für die kleine Tour, „The UK Band of Strangers Shows“, stand für ein Improvisationskonzept: Neil Finn wollte mit völlig unbekannten Leuten Musik machen. Jeder Fan, der es sich zutraute, konnte sich mit einer Demokassette bewerben. Oliver Frank versuchte es einfach mal – und gehörte zu den Glücklichen, die von Neil Finn auserkoren wurden.
Live mit Neil Finn
Im August 2001 war es soweit: Oliver Frank reiste nach Liverpool, um sich mit Neil Finn die Bühne des Liverpooler Clubs The Picket zu teilen. Nachmittags wurde geprobt, nachdem die Auserwählten angegeben hatten, welche Songs sie auf ihrem Instrument beherrschen. Abends beim Konzert wirkte Oliver bei sieben Songs mit, spielte Akustikgitarre und sang die zweite Stimme. Bei zwei Songs übernahm er zwischendurch sogar die erste Stimme – darunter sein Lieblingslied „Into Temptation“. Oliver erzählte seinem Idol noch, dass er wenige Tage später das Haldern Pop Festival am Niederrhein besuchen wird, wo Neil Finn im Line-up war. „Wenn ich Dich dort im Publikum sehe, hole ich Dich für einen Song auf die Bühne“, sagte der Star. Er hielt sein Versprechen, und so sang Oliver nochmals mit Neil seinen Lieblingssong „Into Temptation“.
Song für Klimaschutz
2002 zog Oliver Frank nach Lippstadt. Der Beruf ließ ihm zunächst wenig Zeit zum Musikmachen. Er blieb jedoch seiner alten Band florid treu, die Rock machte, und schloss sich 2012 der Bielefelder Coverband Strange Crew an. Auch solo wurde er aktiv, im Singer-Songwriter-Genre. Er schrieb einen Haufen Lieder, fand in seinem alten Freund Carsten Manz einen versierten Produzenten und veröffentlichte 2015 unterm Kürzel OF das Album „Virtue & Reality“. In Lippstadt trat Oliver Frank erstmals 2019 öffentlich auf: Vor tausend Teilnehmern einer Klimaschutz-Demo von „Lippstadt for Future“ sang er den eigens für diesen Anlass geschriebenen Song „Die Zukunft ist erneuerbar“. Häufiger als in Lippstadt ist er als Singer-Songwriter indes andernorts zu erleben – zuletzt spielte er bei den Beckumer Pütt-Tagen.
World Gone Mad
Die Arbeit an seinem im vergangenen Februar veröffentlichten Album „World Gone Mad“ begann bereits 2016, in den Monaten vor der US-Präsidentschaftswahl. Es waren verstörende Wahlkampfreden, die Oliver Frank zum zweiten Stück des Albums inspirierten: „American Nightmare“. Es zielte auf einen Kandidaten, den er schon damals zum Fürchten fand: Donald Trump. Acht Jahre später ist der Song so aktuell wie zu seiner Entstehungszeit, könnte jener Albtraum doch Anfang November zum zweiten Mal in Erfüllung gehen. Auch der ebenfalls schon 2016 geschriebene Titelsong „World Gone Mad“ ist im Herbst 2024 aktueller denn je: „We don‘t help those who lost it all, Soon humanity will fall …“, heißt es in einer Strophe. „Da musste Frust raus“, erklärt Oliver Frank. Das ganze Album ist politisch aufgeladen. Somit ist „World Gone Mad“ ein Konzeptalbum.
Slowliness
Einen roten Faden hat auch der 2015 veröffentlichte Vorgänger. Auf „Virtue & Reality“ geht es allerdings weniger um Politik als um den persönlichen Umgang mit Reizüberflutung – um eine Welt, in der sich der Einzelne zu verlieren droht, weil sie ihm keine Ruhe gönnt. Oliver Franks Lieblingstrack des Albums sagt aus, dass man manchmal einen Gang zurückschalten muss, um infolge stetig zunehmender Schnelllebigkeit nicht durchzudrehen. Betitelt hat er den Song nicht mit dem standardsprachlich korrekten Begriff „Slowness“, sondern mit einer saloppen Variante, die rhythmischer als das Original über die Zunge geht: „Slowliness.“ In Anbetracht des Themas sind in der Produktion auch elektronische Elemente eingeflossen. „Virtue & Reality“ ist jedoch, mit dem Beinamen „Basic Album“, auch in einer akustischen Version erhältlich.
Oliver Franks Songs und Alben finden sich (unter seinem Pseudonym OF) auf allen gängigen Stream-Portalen. Wer CDs bevorzugt, erhält sie bei ihm persönlich – entweder am Rande eines Konzerts oder per Bestellung (via OF-music@gmx.de).