Fußgängerzone ‘74:  heißes Jeans-Depot

Die neben dem Kaufhaus WEKA ansässige Süße Ecke gehörte zu den vielen inhabergeführten Geschäften der Fußgängerzone, die sich durch ein unverwechselbares Profil auszeichneten. In dem kleinen Lädchen wurde schon seit 1952 jede Tüte per Hand abgepackt - mit Bonbons, Gelee-Bananen, Lakritz, Kokosflocken oder Pralinen. Foto: Patriot-Archiv

Die neben dem Kaufhaus WEKA ansässige Süße Ecke gehörte zu den vielen inhabergeführten Geschäften der Fußgängerzone, die sich durch ein unverwechselbares Profil auszeichneten. In dem kleinen Lädchen wurde schon seit 1952 jede Tüte per Hand abgepackt - mit Bonbons, Gelee-Bananen, Lakritz, Kokosflocken oder Pralinen. Foto: Patriot-Archiv

Von Christoph Motog

 

Lippstadt - „Eine Weltreise im Taschenformat“ mache man beim Shopping auf der Langen Straße. Das versprach die Werbung am 2. Oktober 1974. Zur Eröffnung der Lippstädter Fußgängerzone übertrafen sich die ansässigen Geschäfte mit Angeboten. Das Tausend-Hosen-Haus versprach ein „heißes Jeans-Depot mit dem Impuls der jungen Mode aus London und Paris“. Lederwaren Herbort verkaufte „Aktuelle Schlangentaschen“ und Julius Damm lockte seine Kunden mit einem „bunten Strauß fröhlicher, farbiger und preiswerter Schwarzwald-Keramik“. Die allermeisten Geschäfte auf der Langen Straße waren damals inhabergeführt. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten das Kaufhaus Woolworth, eine Tchibo-Filiale, die Drogerie „Ihr Platz“ (alias „Der Seifen Platz“) und der Supermarkt Tengelmann. Und mit „Onkel Willi“ und der „Pils-Stube Backhaus“ lockten sogar sogar zwei klassische Kneipen zur Einkehr.

  

Nicht wenige der ansässigen Läden zeichneten sich durch ein unverwechselbares Profil aus. Etwa die kleine, aber unübersehbare „Süße Ecke“ am Bernhardbrunnen, wo schon seit 1952 jede Tüte per Hand abgepackt wurde – mit Bonbons, Gelee-Bananen, Lakritz, Kokosflocken oder Pralinen. Eine Auswahl der vielen klangvollen Adressen der 1974er-Fußgängerzone sei hier noch angeführt: Café Peters, Rats-Café, Café Mütherich, Engel-Apotheke, Röss’l-Apotheke, Buchhandlung Dönne, Leder Rahe, Buchhandlung Harlinghausen, es + pe, Giesecke & Brand, Modehaus Kleine, Textilhaus Fellmer, Drogerie Kleine, Textilhaus Brinkmann, Mode- und Wäschehaus Stracke, Juwelier Rainer Werb, Kaufhaus WEKA, Schuhhaus Panknin, Textilhaus Bauer, Foto Lehmann, Spielwaren Herbort, Feinkost Kovert, Textilhaus Brenken, Haushaltswaren Löckenhoff, Sanitätshaus Richarz und Sporthaus Ziegler-Pietring.

 

Heute sind von den beim Start des „Fußgängerparadieses“ aktiven Geschäften nur noch wenige übrig: darunter Juwelier Carl Jasper, Weiss Optik, Eiscafé Campo, Mocca-Haus oder das mittlerweile in „Leffers“ umbenannte Modehaus Lott. Das Schuhhaus Zahn ist heute nicht mehr wie damals am Bernhardbrunnen vertreten, aber mit einem später eröffneten Laden im Zahn-Stammhaus an der Langen Straße 43. Obst Wiegmann findet sich heute in der Marktstraße, das Reformhaus Sonnenau in der Rathausstraße.