Von Christoph Motog Lippstadt/Wadersloh - Wo bleibt die Band? Unruhe machte sich beim Garten-Festival in Liesborn breit: Das angekündigte Surfrock-Trio war gleich an der Reihe, ließ aber auf sich warten. Mr. Motor hieß die in Amerika gegründete, inzwischen aber in Recklinghausen ansässige Gruppe. „Die standen im Stau, sind aber sofort da“, beruhigte Veranstalter Bernd die Leute. Die passenden Instrumente – Gitarre, Schlagzeug und Kontrabass – waren bereits von den Gastgebern aufgebaut worden. „Wir machen jetzt einfach schon mal den Soundcheck für die“, sagte Bernd und begab sich mit Heiko und Christian auf die Bühne. Schließlich verkündete er die frohe Botschaft: „Sie kommen jetzt an!“
Pulp Fiction
Mit den Worten „Please welcome Mr. Motor!“, verließ Bernd die Bühne, zog sich ein Hemd über und kehrte Sekunden später mit seinen Kumpanen zu den Instrumenten zurück. Endlich dämmerte es dem Publikum: Die Story von der Ami-Band aus Recklinghausen war ein dreister Fake. Manchem Mund entwich ein Fluch, aber schon nach den ersten Tönen wurde allenthalben breit gegrinst. Was Mr. Motor da spielte, kannte man doch von „Pulp Fiction“, dem ironisch-coolen Gangsterfilm schlechthin: Surfmusik, die eine Atmosphäre lässig daherkommender Risikofreude verströmt.
Wellenreiten? Nö
Der von der kalifornischen Wellenreiter-Szene inspirierte Surfsound entstand in den frühen 60ern und lief bald auf jeder Strandparty. Stücke wie „Misirlou“ erzählen (meist ohne Worte) von todesmutigen Sonnyboys, die Monsterwellen reiten. Bei Mr. Motor hat indes keiner was mit Surfen am Hut. Niemals einen tosenden Wassertunnel durchquert zu haben, ist für Surfmusiker allerdings kein Manko. Selbst bei den Beach Boys, der erfolgreichsten Band des Genres, hat nur einer von fünfen je gesurft.
Surfabilly
Es begann vor zwölf Jahren: Der damals noch als Gitarrist aktive Lippstädter Christian Lankers (alias Charles) träumte von einer Rock’n’Roll-Band und suchte zum Verwirklichen einen Kontrabassisten. Er suchte vergeblich, bis er zu dem Schluss kam: „Dann mach ich das eben selbst.“ 2018 war es soweit, der Neu-Kontrabassist tat sich mit dem Liesborner Gitarristen Bernd Gärtner (alias Francis) und dem Wadersloher Schlagzeuger Heiko Spaniel (alias Herb) zusammen. Schon beim ersten Treffen legte man den Bandnamen fest, der vom 1961er-Surfklassiker „Mr. Moto“ inspiriert ist. Was Mr. Motor machen, ist jedoch kein reiner Surfrock, sondern dank des Kontrabasses eher Surfabilly. Mit dieser Instrumentierung bewegen sich die Drei in einer absoluten Nische. Nicht unpassend ist zudem das Etikett Surfpunk, brettern Mr. Motor doch ungestümer durch ihre Tracks als die Musikpolizei erlaubt.
Bock auf Tanz
Anfangs lief Mr. Motor als Nebenprojekt. Die Jungs freuten sich darauf, das Liesborner Garten-Festival zu surfrocken, dachten jedoch kaum darüber hinaus. Alsbald merkten die Drei aber: Das hier macht richtig Bock; Mr. Motor ist gekommen, um zu bleiben. Zum Dank werden sie nun bei jedem Gig abgefeiert, die Leute tanzen wie Bolle.
Second-Hand-Board
Nach einem Bandbanner sucht man bei ihren Konzerten vergeblich. „Das war uns zu langweilig, wir wollten was Extravaganteres.“ Die Idee war, ein Surfboard mit dem Bandnamen zu beschriften. Man stieß auf eine Kleinanzeige. Da bot jemand für 20 Euro ein gebrauchtes Brett an. Christian fuhr hin, wurde am Ziel aber stutzig, stand er doch vor einem Bordell. Vorsichtshalber rief er noch mal an: „Hallo, ich stehe vorm Puff. Bin ich hier richtig?“ -„Ja, ja, ich komme raus.“ Und Christian nahm ein Surfbrett an sich, das vielleicht niemals im Meer geritten wurden.
Debüt-EP
Soeben haben Mr. Motor bei Spotify ihre in den Fort Nutria Studios produzierte Debüt-EP veröffentlicht: „First Wave“ enthält die drei Eigenkompositionen „Surfboard Supercharged“, „Surfin‘ Bankrobbers“ und „Wax My Board“. Die EP kommt demnächst auch als CD heraus – inklusive Bonustrack. Videos zu den Songs folgen im Laufe des Jahres.
Gig mit The Nutrees
Ihren nächsten Gig geben Mr. Motor am Samstag, 20. Juli im Lippstädter Kawinkel. Neben den EP-Songs gibt es wieder die unwiderstehlichen Pulp-Fiction-Tracks um die Ohren. Den Support besorgen The Nutrees. Los geht es um 19 Uhr.