Punk von hier: Heimische Vögel

Das Bandlogo entwarf Rosa Hupfeld (@fräuleinrosiswelt).

Vier Homebirds für ein Punkhalleluja: Sebastian, Santiago, Daniel und Johannes. Foto: Thomas Rensinghoff

Aufstieg in den ostwestfälischen Open-Air-Olymp beim Mastholter Getoese 2023. Foto: Thomas Rensinghoff

Den Leadgesang teilen sich Bassist Sebastian (r.) und Gitarrist Johannes (M.). Foto: Thomas Rensinghoff

Das Bandlogo entwarf Rosa Hupfeld (@fräuleinrosiswelt).

Vier Homebirds für ein Punkhalleluja: Sebastian, Santiago, Daniel und Johannes. Foto: Thomas Rensinghoff

Aufstieg in den ostwestfälischen Open-Air-Olymp beim Mastholter Getoese 2023. Foto: Thomas Rensinghoff

Den Leadgesang teilen sich Bassist Sebastian (r.) und Gitarrist Johannes (M.). Foto: Thomas Rensinghoff

Von Christoph Motog   Lippstadt - „Wenn ihr echte Punks seid, dann spielt ihr jetzt weiter!“, schrie einer aus dem Publikum. Aber leichter geschrien als getan, denn die Polizei erklärte den Gig der Heimischen Vögel im Kawinkel-Biergarten für beendet, weil sich Nachbarn beschwert hatten. Glücklicherweise war die Band an jenem September-Sonntag bereits bei den letzten Songs angelangt. Und trotz des vorzeitigen Endes bleibt jener Nachmittag den Musikern in bester Erinnerung.

 Debüt mit Folgen

Ein halbes Jahr vorher spielten die Heimischen Vögel erstmals öffentlich, und zwar als Support von KITT. Johannes, Daniel, Sebastian und Santiago schrammelten in Tonis Mietbar ein paar Cover und erste eigene Songs runter. Der Band machte es Spaß, dem Publikum gefiel’s – was willst du mehr? Zu allem Überfluss hatte das Livedebüt Folgen, und zwar erfreuliche: Die heimischen Vögel erhielten eine Mail von Michael Langewender, der über die Region hinaus als Konzertveranstalter bekannt ist. Herr L. kam in seiner Mail gleich zur Sache: „Könntet ihr euch vorstellen, das Getoese-Festival zu eröffnen?“ Und ob sie das konnten. Die heimischen Vögel genossen es wie Bolle, bei dem beliebten Mastholter Open Air den Anheizer für Die Sterne, Coach Party und andere angesagte Acts zu machen. „Die Band macht richtig Spaß, sodass sich das frühe Erscheinen auf dem Festival lohnt“ hatten die Getoese-Veranstalter vorher geschrieben. Sie sollten Recht behalten, die Heimischen Vögel brachten ihr Publikum innerhalb kürzester Zeit auf Festivalbetriebstemperatur.

 Der ominöse Kalender

Begonnen hatte die Geschichte der Lippstädter Band in den trüben Tagen der Pandemie. Als grade mal kein Lockdown war, trafen sich eines Tages Musiker aus verschiedenen Bands auf einen Burger. „Wir müssten doch mal ganz dringend eine Schrammelpunkband aufmachen“, lautete die Idee, die bald darauf Früchte trug. Im Spätherbst 2021 wurde das Vorhaben so konkret, dass ein Bandname her musste. Man setzte sich abends beim Bier zusammen und brainstormte. Die ersten Vorschläge entpuppten sich entweder als zu abstoßend oder waren schon belegt. Irgendwann, es muss nach der zweiten Flasche gewesen sein, schienen den Jungs die Ideen auszugehen. Einer schien frustriert ins Leere zu stieren, als ihm plötzlich ein nebenstehender Abreißwochenkalender ins Auge fiel. „Heimische Vögel“ hieß das gute Stück, das angesichts des fortgeschrittenen Jahres nur noch wenige Blätter hatte. Einen Moment später war der Vorschlag „Heimische Vögel“ in der Welt, und alle fanden ihn gut – auch noch am nächsten Tag.

 Gefährdete Minderheit

Wie fast alle neuen Bands legten auch die Heimischen Vögel mit Fremdmaterial los, man coverte „Dussmann“ von Betterov oder „Unbekanntes Pferd“ von Rantanplan. Schnell kamen eigene Sachen dazu, und mittlerweile sind die Cover eine gefährdete Minderheit im Repertoire. Das Songwriting läuft so: Mal kommt Sebastian mit einer Idee an, die sich im Probenraum zu einer Gemeinschaftsarbeit entwickelt. Mal kommt Johannes mit einem Text, vielleicht auch schon mit einer Melodie um die Ecke – und mit den kreativen Ideen der anderen Drei ist spätestens nach zwei, drei Proben ein Lied draus geworden.

  Beckumer 2

 „Manchmal entwickelt sich ein Song dabei in eine ganz andere Richtung, als ich erwartet hätte“, sagt Sebastian. In die Köppe bekommen sich die Vier dabei nicht, jeder Vorschlag bekommt eine Chance, man probiert dies und das. Falls sich mal eine Idee als untauglich erweist, ist der Urheber nicht beleidigt: „Man braucht halt einen Pool von Ideen, um am Ende auf den grünen Zweig zu kommen“, sagt Daniel. Das Ergebnis sind englisch- und deutschsprachige Stücke wie „Peter has got a Meter“, „Punkrock nie geliebt“, „Beckumer 2“ oder „Alles in die Luft“. Abwechslungsreichtum ist garantiert: Die beiden Songideengeber, Johannes und Sebastian, teilen sich auch die Aufgabe des Leadgesangs.

 Input-Vielfalt

Jeder bringt Einflüsse seiner persönlichen musikalischen Biographie in die Band. Johannes Zeigner (Gesang, Gitarre) spielt seit 14 Jahren in der von ihm mitbegründeten „Zentrale des Wahnsinns“ KITT, die ein Gebräu aus Ska, Rock, Punk, Pop und Funk namens „Skrunkpop“ abliefern. Sebastian Koppenrade (Bass) gehört auch zu den Heißen Eisen (ja es gibt sie noch!), die groovenden Impro-Funkrock mit Jazzeinflüssen machen. Daniel Peters trommelte früher unter anderem im Indierock-Quintett Spinoza und zuletzt bei Die Petersens. Der erst seit vier Jahren in Deutschland lebende Gitarrist Santiago Mugni spielte in seiner argentinischen Heimat in Bluesrock- und Hardrock-Kapellen.

 Null Affektiertheit

„Es ist unglaublich spannend, was sich aus der Band entwickelt“, sagt Johannes – „wir hatten ja anfangs keine Ahnung, ob unser Konzept überhaupt ankommt“. Längst steht aber außer Zweifel, dass die Leute was mit der Musik der vier Vögel anfangen können. Gemocht wird auch, dass diese Band in keiner Weise affektiert auftritt, sondern authentisch rüberkommt. „Ihr passt so in die Welt“ hat letzten Sommer mal ein Konzertbesucher gesagt.

 Nie geliebt? Doch! Immer!

Ihrem Gig am 9. März in Tonis Mietbar dürfte auch in diesem Jahr einiges folgen, bereits fix ist ein Gastspiel beim Soester Stadtjubiläum am 23. August. Auch das Kawinkel wird im Laufe des Jahres wieder beehrt. Irgendwann soll eine EP erscheinen, zunächst will man aber ein paar Songs für Spotify aufnehmen. Es läuft also, und es gibt kein Zurück für die Heimischen Vögel: „Die Band wird sie nun nicht mehr los, die Geister, sie sie rief …“, heißt es in einem ihrer Songs – „… Doch wer Punkrock nie geliebt hat, der hat Punkrock nie geliebt.“ -Christoph Motog

Hier noch die Eckdaten zum anstehenden Konzert:

KITT & HEIMISCHE VÖGEL SAMSTAG, 9. MÄRZ TONIS MIETBAR - LIPPSTADT BEGINN 19.30 UHR EINTRITT FREI (ein Hut geht rum)