Tankstellenmord: Hoffnung auf Aufklärung

Die Shell-Tankstelle befand sich an der Kreuzung der Erwitter mit der Overhagener Straße. Heute befindet sich dort eine Reparaturwerkstatt  ("Pitstop") .

Die Shell-Tankstelle befand sich an der Kreuzung der Erwitter mit der Overhagener Straße. Heute befindet sich dort eine Reparaturwerkstatt  ("Pitstop") .

Von Christoph Motog

Lippstadt - „Für immer ungeklärt?“: Unter dieser Überschrift rollten wir im Mai-Blicker ein Verbrechen auf, das bereits mehr als ein halbes Jahrhundert zurück liegt. Am Abend des 3. November 1971 war die Shell-Tankstelle an der Erwitter Straße überfallen worden. Der Räuber gab mehrere Schüsse auf den Pächter Friedhelm Kiel ab, der seinen Verletzungen zwei Tage später erlag. (Anmerkung der Redaktion: Im Mai-Blicker war der Name des Opfers noch abgekürzt. Mit ausdrücklichem Einverständnis seiner Familie nennen wir nun seinen vollen Namen.) 

 

Wie das Landeskriminalamt in Düsseldorf kürzlich auf Anfrage mitteilte, gehört der Mordfall Kiel zu den mehr als 400 Altfällen in NRW, die derzeit mithilfe von 24 reaktivierten Ermittlern, die eigentlich schon pensioniert waren, neu aufgerollt werden. Die erfahrenen Kommissare setzen auf Asservate und daran haftende DNA-Spuren, die dank moderner Analysemethoden doch noch zum Täter führen können. Der Paderborner Oberstaatsanwalt Ralf Meyer bestätigte jetzt, dass im Fall Kiel die Suche nach DNA bereits in Auftrag gegeben worden ist. Angesichts der Vielzahl von Kriminalfällen ist allerdings nicht absehbar, wann die sogenannten „molekulargenetischen Untersuchungen“ vorgenommen werden – zumal es ja nicht nur Altfälle, sondern auch aktuelle Fälle sind, mit denen sich die DNA-Experten beschäftigen. 

 DNA an Tasche?

Ob die Analysen am Ende wirklich zur Ermittlung des Tankstellenmörders führen, bleibt einstweilen ungewiss. Die Witwe des Opfers hat in den über 50 Jahren, die seit der Tat vergangen sind, nie die Hoffnung aufgegeben, dass der Fall noch geklärt wird. „Es wäre schön, endlich damit abschließen zu können“, sagte Margarete Kiel jetzt im Gespräch mit dem Blicker. Sie hat durchaus Hoffnung, dass DNA-Spuren gefunden werden: Als der Täter sie niederriss, habe er heftig und ausdauernd an der Umhängetasche gezerrt, die sie damals bei sich trug, erinnert sie sich. Die betreffende Tasche gehört zu den Asservaten, die untersucht werden sollen.

 

Margarete Kiel erlitt bei der Attacke des Räubers schwere Verletzungen an der Halswirbelsäule. Sie saß ein halbes Jahr im Rollstuhl. Besonders in Erinnerung hat sie noch den auffälligen rosafarbenen Frauenschal, den der Täter trug.

 "Herzensguter Mensch"

Margarete Kiel hat Lippstadt schon vor langer Zeit hinter sich gelassen. Sie lebt in Bayern, ganz in der Nähe ihrer Tochter Petra. Die Erinnerung an ihren Mann bleibt präsent. Er war ein liebevoller Vater, der sich etwa darauf freute, mit seinen Töchtern später mal gemeinsam in die Disco zu gehen. Ebenso hatte Friedhelm Kiel das, was man eine soziale Ader nennt – auch Fremden gegenüber. „Mein Mann war ein herzensguter Mensch.“