#zukunftpink: Michael Duhme im Interview

"Die alte Lebensfreude gehört zurück in die Clubs, zurück auf die Konzerte, zurück auf den Rathausplatz, zurück in die ganze Stadt - und deswegen stehe ich für #zukunftpink", sagt Michael Duhme. Foto: Motog

"Die alte Lebensfreude gehört zurück in die Clubs, zurück auf die Konzerte, zurück auf den Rathausplatz, zurück in die ganze Stadt - und deswegen stehe ich für #zukunftpink", sagt Michael Duhme. Foto: Motog

Lippstadt - In 2020 und 2021 sprachen wir mit Michael Duhme über seine beruflichen Überlebensstrategien im Zuge der Corona-Einschränkungen. Nun, da die Pandemie offenbar vorbei ist, ist der Lippstädter DJ und Veranstalter in bester Aufbruchstimmung. Wieso es den „Party-DJ“ ab 2024 nicht mehr gibt, wie es mit seinen Partyreihen weitergeht, warum es in Lippstadt und Umgebung demnächst wieder mehr Livemusik und andere Kulturveranstaltungen gibt – und was der Hashtag #zukunftpink für ihn in Bezug auf die heimische Szene bedeutet: All das legt Michael Duhme alias Meikel im Gespräch mit Christoph Motog dar.

 

Was war für dich das Schlimmste während der Corona-Zeit?Meikel: Dass es gut zweieinhalb Jahre lang so heftige Einschränkungen gab, war eine Erfahrung, die man als Veranstalter nicht noch mal erleben möchte. Erst im Sommer 2022 konnte man ja wieder richtig frei feiern. Rückblickend gab es zudem eine Sache, die mir im Nachhinein geradezu furchtbar vorkommt: die virtuellen Partys, also die Streams. Da standest du vor einer Webcam und hast versucht, das zu imitieren, was du sonst im Club, in der Disco oder auf einer Party am Pult machst. Und am anderen Ende sitzen Leute an ihren Handys oder Laptops. Das war doch alles surreal! Hinzu kam dabei der wiederholte Ärger mit den Song-Urheberrechten. Oft wurde einem ja mitten im Stream der Ton abgeschaltet – und all das absurderweise in einer Zeit, wo überhaupt nicht klar war, wie es kulturell weitergeht.

 

Hast du die Pandemie dennoch gut überstanden?Meikel: Anfangs stand man schon sehr unter Schock, die komplette Veranstaltungsszene und Kultur war ja lahmgelegt. Ich hab mich dann aber zügig bei der Initiative #Alarmstufe Rot engagiert, die auf die Nöte der Veranstaltungswirtschaft hinwies, die ja immerhin der siebtgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland ist. Die Initiative hat sich dann ja auch aktiv für die in dieser Branche Beschäftigten eingesetzt. Ein Beitrag von mir dazu war, bei der „Night of Light“ im Juni 2021 das Lippstädter Rathaus drei Stunden lang rot anzustrahlen. Auch privat habe ich versucht, das Negative ins Positive umzukehren. Ich habe zum Beispiel angefangen, Sport zu machen, habe das Radfahren für mich neu entdeckt und den „Lippstädter Radlerstammtisch“ gegründet. Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich 25 Kilo abgespeckt habe. Darüber hinaus habe ich in der Corona-Zeit ein Fernstudium in Eventmanagement und Marketing begonnen. Ich habe mich somit in mehrfacher Hinsicht ein Stück weit neu erfunden.

 

Wie blickst du jetzt in beruflicher Hinsicht in die Zukunft?Meikel: Ich bin vergangenes Jahr 50 geworden und habe seit einiger Zeit eine neue Partnerin und damit auch eine Ziehtochter. Daher denkt man nun über einige Dinge anders nach. Ich bin seit 35 Jahren als DJ aktiv und habe immer alles mitgenommen, was ging. Ob Hochzeiten, Geburtstage oder Betriebsfeiern: Alles was es zu bespielen gab, habe ich auch bespielt. Nun möchte ich endlich ein bisschen kürzer treten und mich musikalisch anders aufstellen. Man kann mich zwar weiterhin für private Feiern oder Firmenevents buchen. Ich werde aber in Zukunft genau hinschauen, welche Aufträge ich am Ende auch annehme, wobei die bestehenden natürlich weiter laufen. Den allgegenwärtigen Party-DJ wird es jedenfalls bald nicht mehr geben. Ich bin ja keine 20 mehr und möchte künftig das Hauptaugenmerk darauf legen, die Partys zu bespielen, die ich selber veranstalte.

 

Welche Veranstaltungen hast du denn kurz- und mittelfristig geplant ?Meikel: Ich habe mir zum Ziel gesetzt, aktiv Kulturförderung zu betreiben, daher veranstalte ich ab sofort nicht nur Partys, sondern auch Livekonzerte. Los geht es damit bereits in wenigen Wochen. Am 22. April stehen gleich zwei Veranstaltungen an: Auf der Bühne des Erwitter Hotels Büker spielen The Swedish Man und Magnolia. In Waderslohs Alter Brennerei tritt die Coverband Roxxter aus Münster auf. Vorstellen könnte ich mir auch Musikfestivals, die nötigen Kontakte zu Bands bringe ich dafür ja mit. Was für mich in diesem Zusammenhang schon feststeht, ist die Organisation eines DJ-Festivals in Lippstadts Kneipen – und zwar mit der ganzen musikalische Bandbreite von Rock, Hip-Hop über Elektro bis zu Disco Fox und Partyschlager. In anderen Städten laufen solche DJ-Festivals schon seit geraumer Zeit mit Erfolg. Was meine Partyreihen angeht, freue ich mich schon jetzt auf die Don-Revival-Party an Halloween bei Cosacks und das KU-Revival am 16. Dezember, wenn im Hülshoff unterm Motto „40 Jahre KU – das große Wiedersehen“ gefeiert wird. Jetzt steht aber erst einmal die nächste „80/90‘s Dance Xplosion“ am 4. März an. „Klassentreffen … remember the time“ heißt es dann wieder am Karsamstag, 8. April. Sowohl für meine Partys als auch für Konzerte und Events anderer Veranstalter starte ich übrigens in Kürze ein Portal namens „Talk of the Town Partys“, wo auch Tickets verkauft werden.

 

Letzte Frage: Was hat es mit dem hashtag #zukunftpink auf sich, den du neuerdings pushst?Meikel: Das ist für mich ein Weckruf für die ganze Szene. Corona ist endlich vorbei, und jetzt geht es wieder richtig nach vorne. Die alte Lebensfreude gehört zurück in die Clubs, zurück auf die Konzerte, zurück auf den Rathausplatz, zurück in die ganze Stadt – und deswegen stehe ich für #zukunftpink. Der tolle gleichnamige Song von Peter Fox hatte mich dazu inspiriert. Ich sehe das übrigens nicht nur kurzfristig und nicht nur in Bezug auf den Neustart der Kultur: #zukunftpink steht für einen Aufbruch in ein neues Zeitalter und für ein bewussteres Leben. Jeder kann auf seine Weise und in seinem Bereich dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen. All das ist #zukunftpink.