Ein Jahr auf Weltreise

Das Bild täuscht: Statt mit dem Koffer reist Christian derzeit mit einem Rucksack um die Welt. Foto: Klaus Joswig

Selfie in Rio am 31. Oktober.

Das Bild täuscht: Statt mit dem Koffer reist Christian derzeit mit einem Rucksack um die Welt. Foto: Klaus Joswig

Selfie in Rio am 31. Oktober.

Von Christoph Motog

 

Lippstadt/Welt - Eine mehrmonatige Weltreise? Für die meisten kommen dafür nur zwei Lebensphasen in Frage: Entweder vorm endgültigen Einstieg ins Berufsleben oder erst zu Beginn des Ruhestands. Ganz anders läuft das bei Christian Lankers aus Lippstadt. Der 34-jährige Kfz-Werkstattmeister hat sich kürzlich für ein ganzes Jahr beurlauben lassen, um Südamerika, Australien, Neuseeland, Südostasien, Nordamerika und Europa zu durchqueren. Es ist aber nicht sein erster langer Abschied aus der Heimat. Zwischen Ende 2016 und Ende 2017 lebte und arbeitete er im westirischen Galway.

 Überall im Frühling

Zu Beginn der Planung seiner jetzigen Weltreise stellte er sich die Frage: „Wo möchtest du überhaupt hin?“ Die Antworten fand er beim Betrachten der Weltkarte, die zuhause an der Wand hängt. Die zweite Frage war: Wie kannst du das alles – immerhin geht es ja um vier Kontinente – am günstigsten innerhalb eines Jahres realisieren? So galt es, eine passende Route zu konzipieren, bei deren Planung noch ein weiterer Aspekt eine Rolle spielte: Wo ist wann die ideale Reisezeit? Alaska im Winter mit dem Motorrad zu durchqueren – eine solche Tortur wollte sich Christian zum Beispiel ersparen. Daher hat er seine Weltreise so geplant, dass er stets dort ist, wo gerade der Frühling Einzug hält.

 Am Rio de la Plata

Gestartet ist der Lippstädter am 29. Oktober, und zwar von Amsterdam zur brasilianischen Metropole Rio de Janeiro. Dort hat er sich Sehenswürdigkeiten wie die Christus-Statue angeschaut, bevor es mit dem Überlandbus über Sao Paolo zu den Iguaçu-Wasserfällen weiterging, die derzeit aufgrund starker Regenfälle um ein Vielfaches mehr Wasser führen als gewöhnlich. In der Nähe überquerte er dann die Grenze nach Argentinien, reiste nach Buenos Aires und von dort per Fähre über den Rio de la Plata zur gegenüberliegenden uruguayischen Hauptstadt Montevideo. Zu seinen weiteren Zielen gehörten Santiago de Chile und Punta Arenas, der am südlichsten gelegensten Großstadt der Welt in Patagonien.

 Eine Hütte in Vietnam

Nach dem für Südamerika reservierten November möchte Christian den Dezember in Neuseeland verbringen, wo er sich von Auckland aus in aller Ruhe Richtung Süden fortbewegen wird. Mitte des Monats möchte er einen alten Freund aus Geseke treffen, der mit seiner Freundin in Neuseeland lebt. Mit den beiden will er Weihnachten und Silvester verbringen. Im Januar geht es nach Australien, wo er von Sidney aus die Ostküste hoch bis nach Cairns reist. Geplant ist auch ein mehrtägiger Abstecher auf die Fidji-Inseln. Im Februar ist Südostasien angesagt. Eins der ersten Ziele ist die berühmte Tempelstadt Angkor Wat, bevor er nach Vietnam weitergeht. Hier wird sich Christian – möglichst an der Küste – eine Hütte mieten, um die ersten drei Monate seines Trips entspannt Revue passieren zu lassen.

 April bleibt offen

Für Japan – unter anderem mit Tokio, Kyoto und der Insel Okinawa – hat der Lippstädter den März angesetzt, und somit den Beginn der dort zelebrierten Kirschblüte („Sakura“). Weil Christian aus Erfahrung weiß, dass auf einer langen Reise auch Gelegenheit für spontane Entschlüsse sein muss, lässt er den April noch offen, es ist sein „Transitmonat“. Ursprünglich sollte es nach Russland und in die Ukraine gehen, doch angesichts der Umstände ließ er diese Absicht frühzeitig fallen. Auch China scheidet aufgrund der anhaltend drakonischen Coronamaßnahmen derzeit aus. Stattdessen wird er sich von Vietnam aus Richtung Westen fortbewegen – über Kathmandu/Nepal bis in die Arabischen Emirate.

 Mr. Motor

Die zweite Hälfte seines Trips beginnt im Mai in den USA. Erste Station ist Boston. Der Weg führt entlang der Metropolen die Ostküste hinunter bis Miami, bevor es in die mittleren Südstaaten geht. Fest im Visier hat Christian dabei die Musikstadt New Orleans, ist er doch selbst Musiker, der als Kontrabassist in der heimischen Surfrockband Mr. Motor spielt. Das nächste große Ziel heißt Chicago. Dort möchte er sich ein Motorrad kaufen, um die berühmten US-Nationalparks wie das Monument Valley anzusteuern. Am Ende dieser Etappen kommt er nach San Diego, und zwar als Ausgangspunkt für eine Tour über den Pacific Coast Highway hoch bis nach Kanada. Unterwegs steht eine Unterbrechung an: In Los Angeles stellt Christian sein Motorrad bei einer Freundin ab, um für zwei Wochen nach Bora Bora und Hawaii zu fliegen. Zurück in den USA freut er sich besonders auf San Francisco. Weiter geht es mit dem Motorrad nach Vancouver. In Vancouver Island nimmt er eine Fähre, die quer durch die westkanadischen Fjorde die Stadt Prince Rupert ansteuert. Dort angekommen, besteigt er erneut sein Motorrad, um die 2500 Kilometer nach Anchorage zurückzulegen. Die Stadt in Alaska ist das letzte Ziel seines Nordamerikatrips. Hier wird er das Motorrad verkaufen und Ende Juni nach Deutschland zurückfliegen. Das ist aber noch nicht das Ende seiner Weltreise: Es folgt noch eine Europatour, die per Motorrad voraussichtlich in einem großen Bogen über Spanien und Rumänien bis zum Nordkap führt.

 Mit kleinem Gepäck

„Es war eine Menge an Routenplanung – und was am Ende dabei rauskommt, bleibt abzuwarten.“ sagte Christian vor Beginn seiner Weltumrundung Ende Oktober. Als der vorliegende Blicker-Artikel Ende November geschrieben wurde, weilte er gerade in Peru, womit der erster Monat aber schon mal weitgehend nach Plan verlaufen ist. Der Lippstädter reist übrigens mit kleinem Gepäck: Sein Rucksack wiegt samt Inhalt nur 13,5 Kilo. Gleichwohl hat er alles Nötige dabei, von der Notfallapotheke bis zur dicken Jacke. Seinen Freundeskreis hält er unterwegs via Facebook auf dem Laufenden. Nach Christians Rückkehr bringt der Blicker eine kleine Rückschau.