Verlockend: Museumsanbau mit Markthallen

Mit einem im Maßstab 1:40 gebauten Modell stellte der Kulturrat der Öffentlichkeit seine Vorschläge vor: Wiedergegeben ist links der große Marienkirchturm, rechts das alte Museumsgebäude. Von dort könnte ein Pergolagang zum großen Erweiterungsbau des Museums (an der Marktstraße) führen. Letzterer könnte im Erdgeschoss als befahrbare Markthalle dienen. Und keine Angst: Die Parkplätze bleiben in diesem Konzept erhalten – allerdings unterirdisch. Foto: Motog

Mit einem im Maßstab 1:40 gebauten Modell stellte der Kulturrat der Öffentlichkeit seine Vorschläge vor: Wiedergegeben ist links der große Marienkirchturm, rechts das alte Museumsgebäude. Von dort könnte ein Pergolagang zum großen Erweiterungsbau des Museums (an der Marktstraße) führen. Letzterer könnte im Erdgeschoss als befahrbare Markthalle dienen. Und keine Angst: Die Parkplätze bleiben in diesem Konzept erhalten – allerdings unterirdisch. Foto: Motog

Von Christoph Motog

 

Lippstadt - Darf jetzt gehofft werden? Das Mitte Oktober bekannt gewordene Ergebnis einer Umfrage der Lippstädter CDU ergab: Eine klare Mehrheit von immerhin gut 5.400 abgegebenen Stimmen spricht sich für ein modernes Stadtmuseum mit einer Erweiterung aus. Unions-Chef Markus Patzke sieht darin einen klaren Arbeitsauftrag an die Politik: Dass „sich etwas tun muss und angebaut werden soll“. 

 

Zwei Wochen zuvor hatte der Lippstädter Kulturrat im Rahmen des Moonlightshoppings einmal mehr auf den dringenden Handlungsbedarf beim Stadtmuseum aufmerksam gemacht: Spätestens jetzt, wo die meisten Exponate ins neue Museumsdepot an der Hospitalstraße ausgelagert sind, müsse das Thema Neukonzeptionierung, Sanierung und Neu- bzw. Anbau angegangen werden. In diesem Sinne stellte der heimische Architekt Bernd Passgang der Öffentlichkeit vor dem Stadtmuseum einige Zukunftsoptionen vor, die der Kulturrat entwickelt hat. Zunächst erläuterte Passgang dabei, wie es dazu kam, dass das Stadtmuseum heute so verloren am Rande eines kombinierten Markt- und Parkplatzes steht, der eine viel größere Fläche einnimmt als der eigentlich viel wichtigere Rathausplatz. 

 Stadtreparatur tut Not

Ältere Lippstädter wissen, dass es bis Anfang der 1960er-Jahre auf dem gesamten jetzigen Marktplatz eine relativ kleinteilige Bebauung gegeben hat. Es gab zudem eine historische Gasse, die als Teil des Pfadverbunds den Mühlenpfad mit der Hellen Halle verband. Innerhalb weniger Jahre wurden dann sämtliche Gebäude abgerissen. „Man hat damals gedacht, das ist doch ein prima Parkplatz an dieser Stelle“, so Passgang. Heute sehe man aber, dass ein unproportional großer Platz entstanden ist. Damit einhergegangen sind zerfließende Raumkanten sowie die sehr untypische und unproportionale Freistellung des Museumsgebäudes. Somit müsse hier eigentlich eine Stadtreparatur betrieben werden, meint der Kulturrat. Heißt: „Wir müssen den alten Stadtgrundriss zumindest in Ansätzen wiederherstellen.“

 

So eine Stadtreparatur würde erstens eine Wiederbebauung des nördlichen Teils des Platzes bedeuten – was den Straßencharakter der Markstraße wieder vervollständigt. Idealerweise würde dort ein mittels einer Pergola angebundener Erweiterungsbau des Stadtmuseums gebaut. Im Erdgeschoss dieses Erweiterungsbaus könnte nach Vorstellung des Kulturrats eine überdachte Markthalle entstehen: „Hier geht es darum, die Marktfunktion zu erhalten und zu ergänzen“: und zwar durch eine Fläche, wo die Marktbeschicker mit ihren Wagen reinfahren können. Heißt: Es entstünde ein freier, großer Raum, der tatsächlich wie eine Markthalle genutzt werden kann. Angenehmer Nebeneffekt: Der Lippstädter Wochenmarkt müsste fortan nicht mehr unter schlechtem Wetter leiden. Im ersten und zweiten Obergeschoss entstünde die dringend benötigte großzügige Fläche für die Dauer- und Wechselausstellungen des Museums. 

Das alte Museumsgebäude bleibt in diesem Konzept Ausstellungsstück als solches, und zwar mit dem Oberthema „Wohnen im 18. Jahrhundert“. Wie bisher als Fläche für eine vielfältige Dauerausstellung komme das Gebäude künftig allerdings nicht mehr in Frage. „Dafür ist es nicht geeignet.“ Denn nur mit einem Neubau sei es möglich, einen Sicherheitsanspruch zu erfüllen, um in Lippstadt Ausstellungen mit bedeutenden Exponaten bzw. Kunstwerken zu zeigen. Das gelte auch hinsichtlich der Anforderungen an die Klimatechnik und die Luftfeuchtigkeit in den Räumen. Derartige Räumlichkeiten gibt es in Lippstadt derzeit nicht Auch die Rathausgalerie könne das nicht bieten. 

 Harmonische Platzsituation 

Zweitens gelte es, vorm Stadtmuseum eine angemessene, harmonische Platzsituation zu schaffen, die in der Proportion dem Gebäude gerecht wird. Hinzu käme idealerweise ein Café mit Bistro – als Anlaufpunkt nicht nur für die Museumsnutzer, sondern für alle Bürger, womit auch eine Belebung des Platzes sichergestellt wäre. Über den damit verbundenen Wegfall des Parkplatzes mit seinen vielen Stellflächen hat sich der Kulturrat selbstredend auch Gedanken gemacht. Zwar sei es wahrscheinlich, dass sich Mobilitätskonzepte mittelfristig verändern und Prioritäten sich verschieben. Dennoch bleibe der Parkbedarf bis auf Weiteres noch groß. Daher lautet der Kompromissvorschlag, eine Tiefgarage zu bauen, die die wegfallenden Stellplätze kompensiert.

 

Drittens gelte es, die historische Gassensituation am Westrand des jetzigen Platzes wieder erfahrbar zu machen, idealerweise mittels einer Pergola. 

 Touristisches Highlight 

Der Kulturrat weist auch auf die wünschenswerte touristische Einbindung des Museums in der Region hin: „Wir haben uns bei der Recherche gewundert, dass in umliegenden Orten längst herausragende Museumsprojekte verwirklicht sind“ – ob Soest, Liesborn, Arnsberg oder Paderborn. Lippstadt könne jetzt die Chance ergreifen, sich zum künftigen Mittelpunkt dieser westfälischen Museumslandschaft zu machen. Abschließend unterstrich Passgang, dass es dem Kulturrat nicht um elitäre Wünsche einiger weniger geht. Anzustreben ist vielmehr ein Bürgerprojekt, das von einer breiten Öffentlichkeit ebenso wie von der Politik mitgetragen wird.