Auf dem Weg zur Dienstleister-City?

Die vier roten Ziffern kennzeichnen die Standorte der neueren Leerstände, mit den schwarzen lassen sich die Langzeitfälle verorten. Die fünf grünen Ziffern lokalisieren Abrissbrachen, für die schon vor Jahren Neubaupläne verkündet wurden, die aber aus unterschiedlichen Gründen bis heute nicht realisiert wurden.

Die vier roten Ziffern kennzeichnen die Standorte der neueren Leerstände, mit den schwarzen lassen sich die Langzeitfälle verorten. Die fünf grünen Ziffern lokalisieren Abrissbrachen, für die schon vor Jahren Neubaupläne verkündet wurden, die aber aus unterschiedlichen Gründen bis heute nicht realisiert wurden.

Von Christoph Motog

  Lippstadt - Nur vier neue Fälle seit vergangenem Dezember: Die Entwicklung der Leerstands-Situation in der Lippstädter City mutet auf den ersten Blick positiv an. Bei näherem Hinsehen fällt allerdings auf, dass – zumindest in den Nebenstraßen der Fußgängerzone – immer mehr Flächen umgenutzt werden. Wo früher eingekauft werden konnte, bieten nun Tätowierer, Finanzdienstleister oder Physiotherapeuten ihre Dienste an.

 

Zum Gesamtbild: Derzeit sind 42 Fälle im Viereck zwischen Cappelstraße, Woldemei, Lippertor und den Südertor-Ladenzeilen zu verzeichnen. Unser Vorgänger-Check hatte im Spätherbst mit insgesamt 53 noch deutlich mehr Leerstände ergeben.

 

Die überwältigende Mehrheit (38) der derzeit leeren Ladenlokale gehört zur Kategorie der Langzeitfälle (d.h. Flächen, die seit mindestens sechs Monaten, nicht selten aber schon viele Jahre verwaist sind). Auffällig ist, dass trotz der Coronakrise eine Reihe von Neueröffnungen entweder jüngst vollzogen wurden oder kurz bevorstehen. Zum Beispiel in der Gastronomie: So kann in den Räumen der ehemaligen Bäckerei Reineke nun indisch gegessen werden; in der Hellen Halle steht ein orientalisches Frühstückscafé vor dem Start.

 

Bleibt die Frage, ob die anschwellende Dienstleistungssektorisierung der Lippstädter City mehr nützt oder schadet. In den Randlagen der City dürfte es positiv zu bewerten sein, wenn dort Leerstände durch den Einzugs eines Finanzdienstleisters, Friseurs oder gar eines Parteibüros verschwinden. Anders sieht es im Falle einer unmittelbaren Nähe zur Langen Straße und zum Ostteil der Poststraße aus: Wenn dort immer mehr Handels- in Dienstleistungsflächen umgewidmet werden, droht der Einkaufsstadt-Nimbus langfristig verschütt zu gehen.

 

Abschließend bleibt zu hoffen, dass die coronabedingten finanziellen Einbrüche in der Lippstädter City nicht zeitversetzt zu Verwerfungen führen. Darüber hinaus sei erneut der Stadtforscher Thomas Krüger zitiert, der angesichts immer schwierigerer Rahmenbedingungen neue Konzepte zur Belebung der Zentren anmahnt: „Es geht darum, dass man in der Innenstadt Dinge bekommt, die man nirgendwo anders bekommt“. In diesem Zusammenhang sind auch Alleinstellungsmerkmale zu nennen, um Kunden aus der Umgebung zu binden. Was bietet mir die Lippstädter City, was ich in Soest oder Gütersloh nicht bekomme?