Von Christoph Motog
Lippstadt - Brettsteifer als es die überlieferten Rocksitten erlauben: Die Lippstädter Band Final Error hat sich jetzt in Bielefeld nicht wie gewohnt ausgetobt. Ihre Live-Session im JZ Stricker musste coronagerecht über die Bühne gehen. Es galt, weit auseinanderzustehen und brav in den markierten Bereichen auszuharren. „Das war schon ein ganz merkwürdiges Gefühl“, erinnert sich Bandgründer Jens alias Hammer. Statt in lauter Zuschaueraugen blickten die Musiker in vier Kameralinsen, fand der einstündige Gig doch ohne Publikum statt. Das Konzert wurde aufgezeichnet und ist Teil der „JZ Stricker Live Sessions“ mit einem guten Dutzend Bands aus dem Großraum Bielefeld.
Die einzelnen Sessions werden derzeit jeden Freitag ab 21 Uhr über Youtube und anderen Portalen (siehe unten) gesendet. Final Error, die zu den vier härtesten Combos im Feld gehören, werden Ende September den Schlusspunkt setzen – unterm Motto „Live Undead“ (der genaue Termin wird beizeiten unter www.jz-stricker-live.de veröffentlicht).
„Wir von Final Error möchten mit den anderen Bands und dem JZ Stricker auf das Sterben der Clubszene in NRW aufmerksam machen – und dass die Politik hier auf ganzer Linie versagt und eine komplette Branche daran kaputtzugehen droht“, erklärt Hammer den Zweck der Sessions. „Demos sind erlaubt, aber kleinen Clubs und Kulturkneipen wird der Stecker rausgezogen. Lass das mal bis Ende des Jahres so weiter gehen, dann herrscht endgültig Totentanz.“ Viele wollen davon aber nichts hören: „Zum Teil wird man angefeindet, wenn man sich für Kultur einsetzt: Ob es jetzt nicht wichtigere Dinge gebe, wird einem vorgehalten.“ Jens machen solche Äußerungen fassungslos: „Und das im Lande der Dichter und Denker.“
Für Final Error hatte das Jahr 2020 verheißungsvoll begonnen: Ein Haufen Auftritte, darunter auch Festivalgigs, waren frühzeitig fix. Auf den Lockdown im März reagierte die Lippstädter Band wie viele andere auch: „Aus der Not heraus haben wird die Arbeit an neuen Aufnahmen gestartet“, sagt Gitarrist Fabian. Ein erstes Resultat erscheint kurz vor Weihnachten in Form einer EP – als Freeload mit fünf oder sechs Songs. 2021 wollen Final Error mit einem kompletten Album nachlegen, das auf Vinyl veröffentlicht wird.
Musikalisch hat sich die Band in jüngster Zeit neu erfunden. Die noch vor einem Jahr geltende Zwischen-den-Stühlen-Selbstbeschreibung („Ein hässlicher Bastard aus Hardcore und Metal“) ist Geschichte. „Wir sind jetzt eine Death Metal Band. Ohne Wenn und Aber“, erklärt Hammer. Heißt: Sie gehen schneller, härter und aggressiver als früher zur Sache. „Vorher passten wir in keine Schublade – den einen waren wir nicht hart genug, den anderen dagegen zu schnell und zu heftig.“
Auslöser für den Soundwandel waren zwei Umbesetzungen. Sänger Achim und Schlagzeuger Mieke nahmen aufgrund privater und familiärer Umstände schweren Herzens ihren Abschied. Als ihre Nachfolger stiegen Nico (Gesang) und Andi ein. Die neuformierte Gruppe brennt darauf, endlich wieder vor Publikum zu spielen. „Wir sind sehr gespannt, wie das neue Material bei den Leuten ankommt“, sagt Fabian.
Wenn die Umstände es zulassen, geht es im kommenden Februar mit einem Gig im Berliner Club Blackland wieder los. Wenige Wochen danach könnte eine Art Saison-Eröffnungsgig im Lippstädter Güter folgen. „Das wird wie Gänsehaut sein“, freut sich Jens: „Das wäre auch ein Zeichen für die Region zum Aufatmen. Es geht wieder los!“
Gleichwohl bleiben Final Error realistisch, sie wissen um die Unwägbarkeiten. Sollten Konzerte wirklich wieder zugelassen werden, wird sich alles extrem ballen. Weil alle abgesagten Gigs auf 2021 verschoben sind, könnte im Zuge eines Überangebots der Effekt eintreten, „dass du überall nur vor ein paar Nasen spielst“. Doch das sind Zukunftsspekulationen. Jetzt steht erst einmal die Ausstrahlung der Stricker-Session an. Die Zuschauer erwartet Ende September kein eins zu eins ausgestrahlter Stream. Tonspuren und Bildmaterial werden vorher bearbeitet, auf dass ein amtlicher Konzertfilm draus wird.
Die Links für das „Live Undead“-Konzert von Final Error lauten: Twitch: www.twitch.tv/jzstrickerlive
Youtube: bit.ly/2ZyB0EO
JZ Digital: www.jzdgtl.de
Facebook: via „JZ Stricker LIVE“