Lost'n Found

Frank, Karsten und Thomas (v.l.) machen Singer-Songwriter-Musik.

Ihren Release-Gig fürs aktuelle Album "Was Neues" möchten Lost'n Found so bald wie möglich nachholen.

Frank, Karsten und Thomas (v.l.) machen Singer-Songwriter-Musik.

Ihren Release-Gig fürs aktuelle Album "Was Neues" möchten Lost'n Found so bald wie möglich nachholen.

Von Christoph Motog

 

Lippstadt - Kaum war der letzte Ton verklungen, schritten zwei Typen aus dem Publikum wie gebannt auf die Band zu und bedankten sich. Die Musiker hatten bei ihnen einen Nerv getroffen. Bei Zuhörern so starke Emotionen auszulösen – es ist das schönste Kompliment für Lost’n Found. „Mir lief es eiskalt den Rücken runter“, erinnert sich Frank Mestekemper (Akustikgitarre, Gesang) an die Szene vom vergangenen Oktober. Der Liesborner bringt mit dem Lippstädter Karsten Krabel (Gesang) und dem in Ostfriesland lebenden Thomas Schwaak (Akustikgitarre und -Bass) deutschsprachige Songs auf die Bühne. Für Besucher ihrer Konzerte gilt es, sich auf die Musik einzulassen und zuzuhören, denn die Texte sind tiefgründig. „Wir sind keine Partyband“, bestätigt Karsten.

 

Lost’n Found lassen sich am ehesten der Kategorie Singer-Songwriter zuordnen, zumal ausschließlich mit akustischen Instrumenten musiziert wird. Dennoch klingt das Trio überraschend vielschichtig, was an unterschiedlichen musikalischen Prägungen liegt. Bei Frank war es Rock’n’Roll, Karsten fing mit Hip-Hop an, Thomas begeisterte sich früh fürs Fingerstyle-Gitarrenspiel.

 

Wohnzimmerkonzerte

 

Thomas und Frank kennen sich bereits seit Kindheitstagen. Als Jugendlicher zog Thomas mit seinen Eltern nach Ostfriesland um, doch die beiden blieben Freunde. Karsten und Frank lernten sich 2008 im Jugendzentrum Shalom kennen. Beide engagierten sich dort ehrenamtlich, machten Musikprojekte mit Jugendlichen. Bei einer Mitarbeiterfahrt kamen die beiden irgendwann auf die Idee, zusammen einen Song zu schreiben. Das Ergebnis gefiel beiden so gut, dass weitere Outputs folgten. Weil es musikalisch wie menschlich passte, stieß Karsten 2015 auch zu einer neuen Gruppe, die Thomas und Frank gegründet hatten. Der Bandname Lost’n Found erklärt sich durch den Umstand, dass der Kontakt zwischen Thomas und Frank zwischenzeitlich etwas eingeschlafen war, bis die beiden schließlich umso stärker wieder zueinander fanden.

 

Ihr erstes Ausrufezeichen setzte die Band 2017 mit ihrem Debütalbum „Endlich Jetzt“. Die 13 Songs – von „Ich Nehm Dich Mit“ bis „Wenn Es Zählt“ – wurden der Öffentlichkeit in der früheren Lippstädter Kulturkneipe Werkstatt vorgestellt. In den Folgejahren machte die Band unter anderem beim Liesborner „Mach Ma Akustik“-Festival auf sich aufmerksam, aber auch bei so genannten Wohnzimmerkonzerten – eins davon stieg sogar in Hamburg.

 

Coronakrise als Chance

 

Dann kam Corona, und während des ersten Lockdowns wussten die Drei erst nicht so recht, wie es mit ihrem Herzensprojekt weitergehen kann. Videochats und Einzelproben konnten das gemeinsame Musikmachen nicht annähernd ersetzen. Schließlich nahmen sie die Situation als kreative Chance wahr und begannen mit der Arbeit an einem zweiten Album. Das Ergebnis heißt „Was Neues“ und wurde vergangenen Mai veröffentlicht.

 

Zu einem der 15 Album-Tracks („Du Allein“) gibt es einen bei youtube eingestellten Videoclip, der in einer alten Ziegelei bei Leer gedreht wurde. Das von einer gescheiterten Beziehung handelnde Stück fängt als Songwriter-Ballade an, entpuppt sich im Verlauf aber als komplexes Stück mit einer überraschend eingestreuten Rap-Passage. Thomas, seines Zeichens Leiter der Gitarrenschule „Kapodaster“ in Leer, war zunächst sehr skeptisch, als Karsten mit der Idee um die Ecke gekommen war, dem Song einen Hip-Hop-Part zu verpassen: „Will ich nicht!“ Karsten ließ sich nicht so einfach abweisen, er fing einfach mal an zu rappen – und schwupps war der ungläubige Thomas bekehrt: „Machen wir!“

 

Tequila für alle

 

Und das war auch gut so: „Du Allein“ klingt wie aus einem Guss. Der Rap-Part ist kein Fremdkörper, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil. Live erzeugt „Du Allein“ zudem einen Effekt, der bei einer Songwriter-Band nicht unbedingt zu erwarten ist: „Es kommt richtig Stimmung auf“, erzählt Frank. Wer die Drei kennt, ist davon nicht überrascht, denn die textliche Tiefgründigkeit spiegelt keinesfalls das Binnenklima der Band wider. Im Gegenteil. „Wir sind kein trauriger Verein“, stellt Karsten klar. Die Drei haben großen Spaß beim gemeinsamen Musikmachen. In diesem Sinne brauchen Konzertbesucher auch keine balladeske Dauerbeschallung zu befürchten. Lost’n Found haben ein Gespür für Stimmungswechsel und streuen zwischendurch einen Rock- oder Reggae-Song ein. Nach dem am tiefsten unter die Haut gehenden Stück (mit dem Titel „Schmerzhaft“) wird das Publikum schon mal mit einem Jägermeister erlöst, während der Song „Salz und Zitrone“ Tequila für alle nach sich ziehen kann.

 

Wie kommt die Band organisatorisch damit zurecht, dass zwei in Westfalen wohnen, der dritte aber unweit der Nordseeküste? Der bei den meisten Amateurbands gängige wöchentliche Probenturnus ist angesichts von 250 Kilometer Fahrdistanz ausgeschlossen. Lost’n Found haben die Herausforderung von Anfang an aufs Effizienteste bewältigt: Sie treffen sich einmal monatlich zum Probenwochenende. Im Wechsel geht es in Franks Liesborner Aufnahmestudio und zu Thomas nach Jemgum, so dass jeder nur alle zwei Monate die weite Fahrt antreten muss. Die erste Probe startet freitags gegen 18 Uhr – und dauert mindestens bis ein Uhr nachts. Samstag geht es dann richtig in Vollen, vom späten Vormittag bis weit in den Abend.

 

Der durstige Drummer

 

Bleibt die Frage: Warum haben Lost’n Found keinen Schlagzeuger? Es hat sich einfach nicht ergeben. Bei Bedarf setzt die Band auf den behutsamen Einsatz einer Drum Machine. „Der echte Drummer hat uns das ganze Bier weggesoffen. Deswegen haben wir jetzt einen elektrischen“, scherzt Karsten.

 

Leider konnten Lost’n Found ihr zweites Album bislang nur in Ostfriesland live vorstellen. Zunächst Coronabedingt, später mangels geeigneter Auftrittsmöglichkeiten (nach dem Wegfall des Don und der Werkstatt) ging in Lippstadt nichts. Geplant war nun, den Release-Gig am 5. Februar im Wadersloher Hotel Eusterschulte nachzuholen. Angesichts der aktuellen Corona-Situation haben die Drei das Vorhaben aber nochmals auf unbestimmte Zeit verschoben. Für die Zukunft braucht einem aber nicht bange sein, von Lost’n Found dürfte in den kommenden Jahren einiges kommen. Die Band wird auf die Bühne zurückzukehren – und ein drittes Album ist fest eingeplant.

 

Lost’n Found sind mit ihren Songs auf den Streaming-Portalen Spotify, Amazon Music und Apple Music vertreten. Ihre beiden Alben sind zudem als CD erhältlich (Interessenten wenden sich an lostnfound.guitar@gmail.com). Weitere Infos, Hörproben, Songtexte etc. finden sich unter www.lostnfound-guitar.de